4) Über den Umgang der Gelehrten untereinander.
Lustig anzusehn aber ist es, wenn zwei Schriftsteller sich einander mündlich oder schriftlich loben und preisen, vorteilhafte Rezensionen gegenseitig erschleichen, sich bei lebendigem Leibe einbalsamieren und sich eine glänzende Ewigkeit zusichern. Überhaupt mag ich wohl ein ruhiger Zuschauer sein, wenn ein paar Leute zusammenkommen, die gern voneinander bewundert werden möchten oder die sehr viel Gutes voneinander gehört haben. Wie sie sich drehen und wenden, um sich wechselweise die schwache Seite abzujagen. Und wenn sie nun auseinandergehen, dann zeigt sich immer, daß der eine den andern vortrefflich findet, wenn dieser ihm entweder Gelegenheit gegeben hat, seine Talente auszukramen, oder wenn beide Narren sich auf ähnlichen sympathetischen Torheiten ertappt haben. Nicht so lustig aber ist der Anblick des Unwesens, das man so oft unter Gelehrten wahrnimmt, die entweder wegen der Verschiedenheit ihrer Meinungen und Systeme sich vor dem ehrsamen Volke wie Bettelbuben herumzanken, oder wenn sie an demselben Orte leben und in demselben Fache auf Ruhm Anspruch machen, einander verfolgen, hassen, einander auch nicht die mindeste Gerechtigkeit widerfahren lassen; wie einer den andern zu verkleinern und bei dem Publico herabzusetzen sucht. - Pfui der Niederträchtigkeit! Ist denn die Quelle der Wahrheit nicht reich genug, um zugleich den Durst vieler Tausende zu stillen, und können Neid, Scheelsucht und pöbelhafte Erbitterung auch Geister herabwürdigen, die der Weisheit geweihet sind? - Doch hierüber ist schon oft so viel gesagt worden, daß ich es für besser halte, einen Vorhang vor solche gelehrten Prostitutionen zu ziehn, die leider in unsern Zeiten nicht selten gesehn werden. |
Über den Umgang mit Menschen![]() Auch gut: Der neue Knigge Drittes Buch Über den Umgang mit Gelehrten und Künstlern. 4) Über den Umgang der Gelehrten untereinander. 1) Was man heutzutage unter einem Gelehrten und Künstler versteht? 2) Ob man den Gelehrten nach seinen Schriften beurteilen könne, und ob ein Schriftsteller auch im Umgange immer anders reden müsse als gewöhnliche Menschen? Es ist sehr zu verzeihn, wenn ein Mann gern von seinem Fache redet. Über Verlästerung berühmter Männer. Über rezitierende junge Gelehrte. 3) Einige Vorsichtigkeitsregeln im Umgange mit Schriftstellern. 5) Man soll nicht prahlen mit der Freundschaft der Gelehrten, noch mit den Brocken aus ihren Schriften. 6) Vorsicht im Umgange mit Journalisten und Anekdotensammlern. 7) Über den Umgang mit Dichtern, Musikern, Dilettanten, und wie sich ein Künstler betragen solle, der heutzutage sein Glück machen will? 8) Etwas über das Schauspielerleben. Warnung für den Jüngling, der sein Leben den gefälligen Musen und dem Umgange mit ihren Priestern widmet. 9) Wie man sich zu betragen habe, wenn man die Direktion über Tonkünstler und Schauspieler führt? 10) Man soll den jungen Künstler nicht durch Schmeichelei verderben. Regeln für diesen. 11) Glück im Umgange mit dem echten philosophischen Künstler beschrieben. |
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