3) Warum äußere und innere Vorzüge nicht immer das einzige sichre Mittel sind, uns in dem Umgange mit Frauenzimmern angenehm zu machen.

Die Weiber haben einen ganz eignen Sinn, um diejenigen unter den Männern zu unterscheiden, welche mit ihnen sympathisieren, sie verstehn, sich in ihren Ton stimmen können. Man hat sehr unrecht, wenn man ihnen schuld gibt, körperliche Schönheit allein mache auf sie so lebhafte Eindrücke; sehr oft hat gerade der entgegengesetzte Fall statt. Ich kenne Jünglinge mit Antinousgestalten, die ihr Glück bei dem schönen Geschlechte nicht machen, und hingegen Männer mit fast garstigen Larven, die dort gefallen und Teilnehmung erwecken. Auch liegt nicht der Grund darin, daß sie die Klügern und Witzigern vorzögen, noch in der mehr oder mindern Schmeichelei und Huldigung; es gibt aber eine Art, mit Frauenzimmern umzugehn, die nur von ihnen selbst erlernt werden kann; und wer die nicht versteht, der mag mit allen innern und äußeren Vorzügen ausgerüstet sein - er wird ihnen nicht behagen. Man findet Männer, die von der Gabe, den Frauenzimmern zu gefallen, großen Mißbrauch machen, denen man erwachsene Töchter anvertrauet, die zu allen Tageszeiten bei den Damen freien Zutritt und sich in den Ruf gesetzt haben, sans conséquence zu sein, denen man die freiesten Scherze erlaubt, oft aber Gelegenheit gibt, nachher zu spät zu bereuen, was man ihnen eingeräumt hat. Der Mißbrauch hebt indessen den erlaubten Gebrauch jener Kunst nicht auf. Ein kleiner Anstrich von weiblicher Sanftmut, die aber ja nicht in unmännliche Schwäche übergehn darf; Gefälligkeiten, die nicht so groß, nicht so merklich sein dürfen, daß sie Aufsehn erregen oder größere Gegenforderung veranlassen, aber auch nicht so heimlich, daß sie gar nicht gefühlt, sondern übersehn würden; kleine, feine Aufmerksamkeiten, wofür sich kaum danken läßt, die also kein Recht geben, ohne Anspruch zu sein scheinen und doch verstanden, doch angerechnet werden; eine Art von Augensprache, die, sehr vom Liebäugeln unterschieden, von zarten, empfindungsvollen Herzen aufgefaßt wird, ohne in Worte übersetzt werden zu dürfen; das nie Erläutern gewisser geheimer Gefühle; ein freier, treuherziger Umgang, der nie in freche, gemeine Vertraulichkeit ausarten muß; zuweilen sanfte Schwermut, die nicht Langeweile macht; ein gewisser romanhafter Schwung, der weder ins Süßliche, noch Abenteuerliche fällt; Bescheidenheit ohne Schüchternheit; Unerschrockenheit, Mut und Lebhaftigkeit ohne stürmisches Wesen; körperliche Gewandtheit, Geschicktheit, Behändigkeit, angenehme Talente - ich denke, das ist es ungefähr, was den Weibern an uns gefallen könnte.

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Über den Umgang mit Menschen


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Zweites Buch
Fünftes Kapitel: Über den Umgang mit Frauenzimmern.
3) Warum äußere und innere Vorzüge nicht immer das einzige sichre Mittel sind, uns in dem Umgange mit Frauenzimmern angenehm zu machen.

1) Erklärung des Verfassers über das, was er etwa zum Nachteile des weiblichen Geschlechts in diesem Kapitel sagen müßte.
2) Umgang mit Frauenzimmern dient zur Bildung des Jünglings und gewährt reine Freuden.
4) Die Frauenzimmer lieben an den Männern keine Infirmitäten; warum?
5) Warum man es den Damen nicht zum Vorwurfe machen solle, wenn sie sich für ausschweifende Männer interessieren?
6) Was für ein Anzug den Weibern an uns gefällt.
7) Man soll nicht mehrern Frauenzimmern zugleich einerlei Huldigung bezeigen;
8) Nicht in ihrer Gegenwart andre Damen von eben solchen Ansprüchen zu sehr loben.
9) Bestrebe Dich, ein angenehmer Gesellschafter zu sein, wenn Du den Damen gefallen willst! Schmeichelei gefällt ihnen vorzüglich wohl.
10) Über die Neugier der Weiber.
11) Wie man sich nach ihren Launen richten müsse? Man soll sich ihnen nicht aufdrängen.
12) Sie finden Vergnügen an kleinen Neckereien.
13) Man lasse ihnen den Triumph und beschäme sie nicht!
14) Über Weiberrache.
15) Wie man sich hüten könne nicht verliebt zu werden?
16) Niederträchtigkeit derer,die junge Mädchen betrügen, täuschen, verführen, zu Grunde richten.
17) Über den Umgang mit Koketten und Buhlerinnen.
18) Etwas von gelehrten Weibern.
19) Über die Verstellung der Weiber.
20) Über alte Koketten, Prüde, Spröde, Betschwestern, Gevatterinnen.
21) Noch etwas im allgemeinen, von den Freuden im Umgange mit edlen und verständigen Weibern.

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