18) Betragen bei gar zu großer Ungleichheit der Denkungsart.

Wir sind darüber einig geworden, daß vollkommne Gleichheit in Denkungsart und Temperament zu einer glücklichen Ehe nicht notwendig sei; traurig aber ist doch immer die Lage, wenn die Ungleichheit gar zu auffallend ist, wenn die Gattin so an gar nichts von allem warmen Anteil nimmt, was dem Gatten wichtig und interessant scheint. Traurig ist es immer, wenn man, um Genuß unschuldiger Freuden, um Leiden, um hohe Gefühle, ferne Aussichten, Unternehmen, kurz um alles, was Kopf und Herz beschäftigt, zu teilen, sich nach fremden Mitgenossen umsehn muß. Traurig ist es, wenn ein phlegmatisches Geschöpf zu jedem geistreichen Tropfen, den uns die süße Phantasie einschenkt, Wasser gießt, uns aus jeder seligen Täuschung unsanft aufweckt, unsre wärmsten Gespräche mit Plattitüden beantwortet und unsre schönsten Pflanzungen zertritt. - Was ist aber in solchen Lagen zu tun? Vor allen Dingen Hiobs Spezifikum gebraucht! Nicht lange moralisiert, wo keine Besserung zu hoffen ist; geschwiegen, wenn man doch nicht verstanden wird; und dann die Gelegenheit vermieden, Szenen zu veranlassen, wodurch wir zu arg entrüstet oder gekränkt oder durch die Dummheit des Weibes öffentlich beschimpft würden - so kann man denn doch wenigstens negativ so ziemlich glücklich sein.

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Über den Umgang mit Menschen


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Zweites Buch
Drittes Kapitel: Von dem Umgange unter Eheleuten.
18) Betragen bei gar zu großer Ungleichheit der Denkungsart.


1) Gute Wahl der Gatten ist das sicherste Mittel zu künftigem Eheglücke, und das Gegenteil hat traurige Folgen.
2) Warum so manche in der Jugend mit sehr wenig Überlegung geschlossene Ehen dennoch glücklich ausfallen?
3) Ob vollkommene Gleichheit in Temperamenten und Denkungsart zu einer glücklichen Ehe notwendig sei?
4) Vorschriften, welche man beobachten soll, um sich einander immer neu, angenehm und wert zu bleiben.
5) Hauptregel: Erfülle sorgsam jede Deiner Pflichten!
6) Wie wir uns zu verhalten haben, wenn die liebenswürdigen Eigenschaften fremder Personen zu lebhafte Eindrücke auf unsre Ehegenossen machen.
7) Wie man sich gegen solche Eindrücke wappnen solle, besonders gegen die feinern Koketten; in der Jugend; im reifern Alter.
8) Eheliche Pflicht schließt aber nicht alle zärtlichen Empfindungen für andre Personen aus.
9) Man soll voneinander auch nicht Aufopferung alles eigenen Geschmacks, aller andern unschuldigen Neigungen verlangen, sich aber nach und nach in gleiche Stimmung zu setzen suchen.
10) Wie man wirkliche Ausschweifungen vermeiden solle?
11) Ob man Geheimnisse voreinander haben dürfe?
12) Jeder Ehegenosse soll seine angewiesenen Geschäfte haben.
13) Wie es mit Verwaltung der Kassen zu halten?
14) Wie aber, wenn ein Teil die Verschwendung liebt? Häusliche Sparsamkeit ist ein Mittel zum Eheglücke.
15) Ist es besser, daß der Mann oder daß die Frau reich sei? Ersteres! warum? Betragen gegen eine reiche Frau.
16) Ist es besser, daß der Mann klüger sei als das Weib, oder umgekehrt?
17) Oh man seiner Gattin sein Unglück klagen dürfe? Verhalten in wirklichen Unglücksfallen.
19) Wie man sich verhalten solle, wenn das Schicksal uns mit einer unmoralischen lasterhaften Person auf ewig verbunden hat.
20) Leide nicht, daß Fremde sich in Deine häuslichen Geschäfte mischen! Etwas über böse alte Schwiegermütter.
21) Über Verletzung ehelicher Treue und Ehescheidung.
22) Ob diese Regeln auch anwendbar auf die Ehen unter sehr vornehmen und sehr reichen Leuten sind.

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