18) Betragen bei gar zu großer Ungleichheit der Denkungsart.
Wir sind darüber einig geworden, daß vollkommne Gleichheit in Denkungsart und Temperament zu einer glücklichen Ehe nicht notwendig sei; traurig aber ist doch immer die Lage, wenn die Ungleichheit gar zu auffallend ist, wenn die Gattin so an gar nichts von allem warmen Anteil nimmt, was dem Gatten wichtig und interessant scheint. Traurig ist es immer, wenn man, um Genuß unschuldiger Freuden, um Leiden, um hohe Gefühle, ferne Aussichten, Unternehmen, kurz um alles, was Kopf und Herz beschäftigt, zu teilen, sich nach fremden Mitgenossen umsehn muß. Traurig ist es, wenn ein phlegmatisches Geschöpf zu jedem geistreichen Tropfen, den uns die süße Phantasie einschenkt, Wasser gießt, uns aus jeder seligen Täuschung unsanft aufweckt, unsre wärmsten Gespräche mit Plattitüden beantwortet und unsre schönsten Pflanzungen zertritt. - Was ist aber in solchen Lagen zu tun? Vor allen Dingen Hiobs Spezifikum gebraucht! Nicht lange moralisiert, wo keine Besserung zu hoffen ist; geschwiegen, wenn man doch nicht verstanden wird; und dann die Gelegenheit vermieden, Szenen zu veranlassen, wodurch wir zu arg entrüstet oder gekränkt oder durch die Dummheit des Weibes öffentlich beschimpft würden - so kann man denn doch wenigstens negativ so ziemlich glücklich sein.
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