2) Was noch mehr dazu gehöre, in der Welt als Schriftsteller sein Glück zu machen.

Wenn also ein Autor nichts Schädliches und nichts Unsinniges sagt, so muß man ihm erlauben, seine Gedanken drucken zu lassen; wenn er etwas Nützliches sagt, so macht er sich ein Verdienst um das Publikum. - Aber wird deswegen sein Buch auch gewiß gefallen? Das ist wieder eine ganz andre Frage. Allgemeiner Beifall von Guten und Bösen, von Weisen und Toren, von Hohen und Niedern? - Ei nun, wer wird so eitel sein, darauf Anspruch zu machen? Aber um auch nur dem größten Teile der Lesewelt zu gefallen, welche niedrige Mittel wählt da nicht mancher Schriftsteller? - Wer sich nicht in Ansehung der Form, der Einkleidung, des Titels seines Buchs nach dem Geschmacke des Jahres richtet; wer keine Anekdötchen einmischt; wer nicht dafür sorgt, daß sein Werkchen hübsch fein gedruckt und mit Bildlein ausgeziert sei; wer herrschende Vorurteile, Modesysteme, glänzende Torheiten, politischen, kirchlichen, gelehrten und moralischen Despotismus angreift oder lächerlich macht, wer sich einen Verleger wählt, auf den die andern Buchhändler neidisch, dem sie feind sind; wer sich nicht demütig unter den Schutz irgendeines gelehrten Posaunenbläsers begibt; wer nicht die Schreier im Publico und die, welche in der feinen Welt den Ton angeben, zu gewinnen sucht; wer zu bescheiden auftritt; wer sein Buch einem Manne widmet oder in demselben einem Manne Gerechtigkeit widerfahren läßt, dessen Verdienste beneidet, verfolgt werden - der wird wenigstens in dieser Generation sein Glück als Autor nicht machen und auch sein nützlichstes Werk bald als Makulatur behandelt sehn. Ich rate daher, die unschuldigsten unter diesen kleinen Autorkünsten nicht gänzlich zu vernachlässigen.

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Über den Umgang mit Menschen


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Auch gut: Der neue Knigge

Drittes Buch
Über das Verhältnis zwischen Schriftsteller und Leser.
2) Was noch mehr dazu gehöre, in der Welt als Schriftsteller sein Glück zu machen.


1) Über den Schriftstellerberuf. Es kann auch einem verständigen Manne begegnen, etwas Mittelmäßiges drucken zu lassen, nie aber etwas, das der Moralität schadet, Unsinn verbreitet und einen andern vorsätzlich kränkt.
3) Über das Betragen des Lesers gegen den Schriftsteller und über Kritik.
4) Über Lektüre.
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