6) Über Sprachmeister, Musikmeister und dergleichen.

Ich habe im ersten Teile dieses Buchs, bei Gelegenheit, da ich Bemerkungen über den Umgang mit Wohltätern machte, zugleich von dem Betragen in Rücksicht auf Lehrer und Erzieher geredet. Unter dieser Klasse habe ich aber die sogenannten Maîtres, das heißt: die stundenweise bedungenen Unterweiser in Sprachen und Künsten nicht mitbegriffen. Von diesen werde ich daher noch hier ein paar Worte sagen.

Wirklich ist es eine recht lästige Beschäftigung, zu Erringung seines Unterhalts den ganzen Tag durch Wind und Wetter von einem Hause in das andre zu laufen und ohne freie Wahl der Schüler dieselben Anfangsgründe einer Kunst oder Sprache unzähligemal wiederholen zu müssen. Findet man nun unter diesen Meistern dennoch einen Mann, dem trotz dieser abschreckenden Schwierigkeiten die Fortschritte, welche seine Schüler machen, mehr als der Gewinst am Herzen liegen, dem es ernstlich darum zu tun ist, seine Kunst leicht, gründlich, lebhaft und deutlich vorzutragen, so ehre man diesen wie jeden andern, der etwas zu unsrer Bildung beiträgt. Man folge ihm. Man lasse es nicht dabei bewenden, die Lehrstunde auszuhalten, sondern bereite sich darauf vor und wiederhole das Gelernte, damit er seine schwere Arbeit nicht mit Seufzen verrichte. Oft aber trifft man unter diesen Herrn sehr schlechte Subjekte an; Menschen ohne Erziehung und Sitten, die von dem, was sie andern beibringen wollen, selbst keine klaren Begriffe, am wenigsten aber die Gabe haben, in andern dergleichen zu erwecken; Menschen, die, besonders wenn sie es mit Kindern zu tun haben, ihre Schüler etwas auswendig lernen lassen, womit sie gelegentlich die unwissenden Eltern täuschen können, welche dann große Begriffe von den Fortschritten fassen, die gemacht werden, indes der Meister froh ist, wenn die Stunde glücklich vorübergegangen; Menschen, die, um diese Stunde zu vertreiben, Stadtmärchen erzählen, aus einem Hause in das andre tragen oder gar das unedle Handwerk von Kupplern und Liebesbriefträgern verwalten. Ich kann jeden sorgsamen Vater und wem sonst junge Leute anvertraut sind, nicht genug vor dieser bösen Gattung von Unterweisern warnen und rate soviel möglich bei den Lehrstunden solcher Meister, die man nicht recht genau kennt, gegenwärtig zu sein.

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Über den Umgang mit Menschen

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Auch gut: Der neue Knigge

Drittes Buch
Über den Umgang mit Leuten von allerlei Ständen im bürgerlichen Leben.
6) Über Sprachmeister, Musikmeister und dergleichen.


1) Etwas von Ärzten; welche man wählen und wie man sich gegen sie betragen solle?
2) Über Juristen und die Art, mit ihnen zu verfahren.
3) Über den Soldatenstand und den Umgang mit Offiziers.
4) Über Kaufmannschaft, den Umgang und den Handel mit großen und kleinen Kaufleuten. Etwas vom Pferdehandel.

5) Etwas über Buchhändler, Nachdrucker und dergleichen.
7) Von dem Umgange mit Künstlern und Handwerksleuten.
8) Über Juden und die Art mit ihnen zu verfahren.
9) Über die Art, wie man Bauern und überhaupt Landleute behandeln müsse.

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