4) Nachsicht und Vertraulichkeit mit Dienstboten soll nicht übertrieben werden. Mittel, gut bedient und von seinen Leuten geliebt zu werden.

So sehr ich nun einen freundlichen, liebreichen Umgang mit seinen Bedienten anrate, so wenig kann ich es billigen, wenn man sich ihnen vorsetzlicherweise in allen seinen Blößen zeigt, sie zu Vertrauten in heimlichen Angelegenheiten macht, sie durch übermäßige Bezahlung an ein üppiges Leben gewöhnt; wenn man sie nicht gehörig beschäftigt, alles ihrer Willkür überläßt, sie zu unumschränkten Herrn über Kassen und Vorräte macht und dadurch in ihnen Reiz zum Betrug erweckt; wenn man alle Gewalt über sie und alles Ansehn freiwillig aufgibt und sich zu Familiaritäten und übertrieben vertraulichen Scherzen mit ihnen herabläßt. - Man findet unter hundert Menschen von der Art kaum einen, der das vertragen kann, der nicht Mißbrauch von einer solchen Nachsicht macht. Auch ist nicht das grade ein Mittel, sich geliebt zu machen. Ein wohlwollendes, ernsthaftes, gesetztes, immer gleiches Betragen, unterschieden von steifer, hochmütiger Feierlichkeit; gute, richtige, nicht übermäßige, der Wichtigkeit ihrer Dienste angemessene Bezahlung; strenge Pünktlichkeit, wenn es darauf ankommt, sie zur Ordnung und zu demjenigen anzuhalten, wozu sie sich verbindlich gemacht haben; Liebe und Freundlichkeit, wenn sie die Gewährung einer anständigen, bescheidnen Bitte, die Vergünstigung eines unschuldigen Vergnügens von uns begehren oder auch ungebeten nur erwarten können; weise Überlegung in Zuteilung der Arbeit, so daß man sie nicht mit unnützen Arbeiten überhäufe, mit Geschäften, die bloß unser eitles Vergnügen zum Gegenstande haben, dennoch aber nicht leide, daß sie je müßig seien, sondern sie auch anhalte, für sich selber zu arbeiten, sich in Kleidung reinlich und rechtlich zu halten, sich Geschicklichkeit zu erwerben; Aufmerksamkeit und Aufopfrung des eigenen Interesses, wenn man Gelegenheit hat, ihnen ein besseres Schicksal zu verschaffen, sie zu befördern; väterliche Sorgsamkeit für ihre Gesundheit, für ehrlichen Erwerb und für ihre sittliche Aufführung - das sind die sichersten Mittel, gut, treu bedient und von denen, die uns dienen, geliebt zu werden.

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Über den Umgang mit Menschen


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Auch gut: Der neue Knigge

Zweites Buch
Siebentes Kapitel: Über das Verhältnis zwischen Herrn und Diener.
4) Nachsicht und Vertraulichkeit mit Dienstboten soll nicht übertrieben werden. Mittel, gut bedient und von seinen Leuten geliebt zu werden.


1) Man soll der unterwürfigen Menschenklasse die Dienstbarkeit leicht zu machen suchen.
2) Die mehrsten Menschen scheinen zwar zur Sklaverei geboren zu sein; woher aber das komme?
3) Doch fühlen sie den Wert des größern Verdienstes und einer edlen Behandlung. Regeln, daher genommen. Gutes Beispiel wird empfohlen.
5) Auf welchem Fuß gewöhnlich heutzutage der Hausvater mit dem Gesinde lebt. Vorteile und Nachteile von dem Unternehmen, seine Domestiken sich selber zu erziehen.
6) Warum man das Gesinde nicht schlagen noch schimpfen solle?
7) Betragen gegen fremde Bediente.
8) Über Friseurs, Barbiers und Putzmacherinnen.
9) Etwas über das Betragen des Dieners gegen den Herrn.
10) Diebstahl zu hindern.

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