1) Mit Aventuriers, von der unschädlichern Art.
Zuerst von den sogenannten Aventuriers. Ich rede hier nicht von den eigentlichen Betrügern und Gaunern; von diesen soll gleich nachher gehandelt werden; sondern von der unschädlichen Art der Abenteurer, die, wenn sie sich mit Madame Fortuna gar zu oft überworfen haben, zuletzt an die kleinen Neckereien dieses launischen Weibes so gewöhnt sind, daß sie immer aufs neue blindlings in den Glückstopf hineingreifen und es wagen, entweder auf die Finger geklopft zu werden oder einmal einen fetten Brocken zu erhaschen. Sie leben ohne festen Plan für den folgenden Tag auf gute Hoffnung los, unternehmen alles, was ihnen für den Augenblick eine Aussicht zu einigem Unterhalte zu eröffnen scheint. Wo reine reiche Witwe zu heiraten, eine Pension, eine Bedienung an irgendeinem Hofe oder dergleichen zu erhalten ist, da sind sie nicht saumselig. Sie taufen sich, adeln sich, schaffen sich um, sooft es ihnen beliebt und es die Sache erleichtern kann. Was sich als Edelmann nicht durchsetzen läßt, das versuchen sie als Marquis, als Abbé, als Offizier. Zwischen Himmel und Erde ist kein Fach, kein Departement, in welchem sie nicht bereit wären, sich an die Spitze der Geschäfte stellen zu lassen, keine Wissenschaft, über welche sie nicht mit einer Zuversicht plaudern, die sogar den Gelehrten zuweilen stutzen macht. Mit einer bewundernswürdigen Gewandtheit, mit einem savoir faire, das selbst der bessere Mann zum Teil von ihnen lernen sollte, gelangen sie zu Dingen, die der Rechtschaffenste und Verständigste nicht einmal zu wünschen den Mut hat. Ohne tiefe Menschenkenntnis haben sie grade das, womit man in dieser Welt über wahre Weisheit den Meister spielt - esprit de conduite. Gelingt das nicht, was sie unternehmen, so werden sie doch dadurch nicht in ihrem guten Humor gestört; die ganze Welt ist ihr Vaterland, und als blinde Passagiers sind sie auf den Postwagen ebenso zu Hause als in einer prächtigen Karosse. - Ein gutmütiges Völkchen, durch das Nomadenleben gewöhnt, Freuden und Leiden geduldig zu ertragen und zu teilen. Haben sie irgendwo ihre Rolle ausgespielt, so schnüren sie ihr Bündelchen und gehen aus ihren Palästen so leichtfüßig davon wie ein flüchtiger Morgentraum. Als Gesellschafter mag man diese Leute nicht verachten! Sie haben so manches gesehn und erfahren, daß dem Menschenkenner ihr Umgang nicht ganz uninteressant sein kann. Ja, wenn sie sonst nicht bösartig sind, so findet man bei ihnen Teilnehmung, Dienstfertigkeit und Gefälligkeit in hohem Grade. Dagegen ist zu einer genauen freundschaftlichen Verbindung mit ihnen gar nicht zu raten. Man sei nicht zu vertraulich gegen sie und bediene sich nicht ihrer Hilfe zu wichtigen Geschäften. Teils leidet dadurch unser eigner Ruf; teils kann man sich von ihrem Leichtsinne und ihrer Charakterlosigkeit wenig wahre Hilfe versprechen; auch pflegen sie nicht eben sehr edel in der Wahl der Mittel zu sein, welche sie anwenden, um zu einem Zwecke zu gelangen. |
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